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UNESCO - Welterbe

 
 
 

 
  
Der Hohle Fels wurde am 9. Juli 2017  in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Diese Liste ist Ausdruck der Solidarität innerhalb der weltweiten Staatengemeinschaft. Die Schaffung eines Bewusstseins für ein gemeinsames herausragendes Kultur- und Naturerbe soll ein friedliches Miteinander aller Menschen und Länder der Erde fördern. Die Säulen der UNESCO – Bildung, Wissenschaft, Kultur und gegenseitiger Austausch – sind im Grundgedanken der Welterbekonvention verankert. Die Bundesrepublik Deutschland ratifizierte dieses „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ im Jahr 1976. Damit verpflichtete sie sich zum Schutz ihrer Kultur- und Naturstätten.
 
Während im Aachtal neben der Schelklinger Schauhöhle noch die archäologischen Fundstellen Sirgenstein und Geißenklösterle von großer Bedeutung für die Nominerung sind, zählen im Lonetal die Höhlen im Hohlenstein, die Vogelherdhöhle und der Bockstein zum außergewöhnlichen Ensemble. In diesen sechs Höhlen wurden die frühesten Nachweise für das künstlerische Geschick des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) weltweit gefunden. Beispielhaft zu nennen sind die Venus und eine Flöte aus Geierknochen aus dem Hohle Fels, Adorant und Schwanenknochenflöte aus dem Geißenklösterle, der Löwenmensch aus der Hohlenstein Stadel-Höhle sowie verschiedene Figuren aus der Vogelherdhöhle, die die eiszeitliche Großfauna, wie Mammut, Löwe und Pferd, darstellen.
 
Mehr über die Forschungsgeschichte im Hohle Fels und Geißenklösterle erfahren Sie unter "Nähere Informationen". Sie ist eng mit der Geschichte der Museumsgesellschaft Schelklingen e.V. verbunden. Zwei Schelklinger haben Anteil daran, dass in diesen beiden Höhlen von Archäologen gegraben wurde und wird.
 
Der lange Weg zum UNESCO - Welterbe
 
Als Robert Rudolph SCHMIDT 1906 im Sirgenstein grub, untersuchte er auch den Hohle Fels. Da die erwarteten Funde in der großen Halle ausblieben, galt die Höhle von nun an in Archäologenkreisen als „ausgegraben“. Das Geißenklösterle war als steinzeitlicher Wohnplatz noch nicht erkannt.
 
Das änderte sich 1957, als Reiner BLUMENTRITT, damals Schüler aus Schelklingen, das Geißenklösterle als archäologische Fundstelle entdeckte. Er half zu dieser Zeit Gustav RIEK bei den Ausgrabungen in der Brillenhöhle oberhalb Blaubeuren-Weiler. 1963 führte RIEK eine Sondage im Geißenklösterle durch und erkannte das Potential der Fundstelle.
1973 setzte Eberhard WAGNER die Sondage bis zur Felswand fort. Zusammen mit Joachim HAHN begann er ab 1974 mit systematischen Ausgrabungen, die bis 1991 weitergeführt wurden und Aufsehen erregende Funde zu Tage brachten. 2001/02 brachten Nicholas CONARD und Hans-Peter UERPMANN  die Ausgrabungen zu einem vorläufigen Abschluss.
 
Im Hohle Fels ging die Initiative für neue Grabungen 1958 von der Schelklinger Heimatforscherin Gertraud MATSCHAK aus. Sie hatte zuvor in der bis dahin unbeachteten Eingangshöhle archäologische Funde gemacht. Zusammen mit Gustav RIEK grub sie von 1958 bis 1960 in diesem Bereich, der sich entgegen den Erwartungen als fundträchtig erwies. Als Joachim HAHN wenige Jahre später im Geißenklösterle grub, untersuchte er auch die Riek'sche Grabung im Hohle Fels. Die dabei getätigten Funde waren so vielversprechend, dass das Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen unter Leitung von HAHN ab 1977 in jährlichen Grabungskampagnen die Fläche weiter untersuchte. Vor Ort unterstützt wurden die Grabungen durch Reiner BLUMENTRITT und die Stadt Schelklingen, ab 1985 auch durch die Museumsgesellschaft Schelklingen. Nach der schweren Erkrankung und dem frühen Tod von Joachim HAHN standen die erfolgreichen Ausgrabungen 1997 vor dem Aus. Die Grabung sollte konserviert, die Grabungsfläche zugeschüttet werden. Nur, Erfahrung mit der sachgerechten Durchführung einer solchen Maßnahme hatte zu der Zeit niemand.
Deshalb wandte sich die Museumsgesellschaft Hilfe suchend an das Werk Schelklingen der HeidelbergCement AG. In dessen Leiter Hans-Georg KRAUT fand sie einen kompetenten und sehr interessierten Fachmann und Partner. Durch die Zusage der HeidelbergCement AG, die Ausgrabungen zu unterstützen und teilweise mit zu finanzieren, konnte die Einstellung abgewendet werden. Unter der neuen Leitung von Nicholas CONARD finden seit 1997 jährliche Ausgrabungscampagnen von sechs bis acht Wochen statt. Lohn der akribischen Arbeit der Grabungsmannschaften sind über 80 000 Steinwerkzeuge, über 300 Schmuckstücke aus Elfenbein und anderen Materialien, dazu Werkzeuge aus Horn und Knochen, sowie bemalte Steine. Letztere sind eine Fundgattung, die bis zu ersten Funden von HAHN im Geißenklösterle und den Funden im Hohle Fels in mitteleuropäischen Höhlen unbekannt war. 
 
Spätestens seit dem Fund der Venus vom Hohle Fels im Jahre 2008 fanden die einmaligen Funde weltweite Aufmerksamkeit. Die Fachwelt erkannte, dass in den Höhlen des Aach- und Lonetals vor etwa 40 000 Jahren ein kultureller „Urknall“ stattgefunden haben musste. Allein die Aufmerksamkeit im Lande, vor allem auf der politischen Ebene, war alles andere als angemessen. 
 
  • Im April 2009 beschlossen Interessenvertreter aus Wissenschaft, Vereinen und Gemeinden, die Höhlen im Aach- und Lonetal für eine Nominierung als Welterbe ins Spiel zu bringen. Bereits 2010 stellten sich die Landkreise Alb-Donau, Heidenheim und Ulm hinter dieses Vorhaben. Ein Förderverein „Eiszeitkunst“ wurde gegründet, um das Vorhaben voran zu treiben und die Höhlen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken.
  • Im Februar 2012 begannen am Landesamt für Denkmalpflege die Arbeiten an einem Welterbeantrag, die im Dezember 2012 in die Einreichung eines Tentativlistenvorschlages bei der Kultusministerkonferenz mündeten.
  • Im Februar 2014 wurde die Dachmarke „Welt-Kult-Ursprung“ für die Höhlen im Aach- und Lonetal gegründet und eine Wanderausstellung über die Höhlen und ihre einmaligen Funde auf den Weg gebracht. Im gleichen Jahr besichtigte auch eine Expertenkommission der Kultusministerkonferenz die sechs Höhlen und die Fundlandschaft. Daraufhin wurden im Juni die „Höhlen mit der ältesten Eiszeitkunst“ auf Platz 1 von 31 der deutschen Tentativliste für eine Anerkennung als Weltkulturerbe gesetzt. Bereits im September trafen sich alle Beteiligten in Rammingen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
  • Im Januar 2016 wurde der deutsche Antrag beim World Heritage Centre eingereicht. Im Sommer des Jahres gab eine Kommission der ICOMOS, dem nichtstaatlichen internationalen Rat für Denkmalpflege, ihre befürwortende Stellungnahme an das Welterbe-Zentrum ab. Dann begann das gespannte Warten, wie das UNESCO-Welterbekomitee bei seiner 41. Sitzung Anfang Juli 2017 im polnischen Krakau entscheiden würde.
Die Höhlen wurden am Sonntagmittag des 9. Juli 2017 unter dem Titel „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Die Museumsgesellschaft Schelklingen freut sich mit der ganzen Region über diese Anerkennung. Sie würdigt nicht nur die einmaligen Funde, sondern sie bestätigt auch zahlreiche Profis und Ehrenamtliche in ihrer beharrlichen Arbeit an der Erforschung der menschlichen Geschichte.
 
UNESCO-Welterbetag 2019

Zum ersten Mal seit der Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste fand im Gebiet des UNESCO-Welterbes "Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb" am Sonntag, 2. Juni 2019, der UNESCO-Welterbe-Tag statt. Diese weltweit begangene Veranstaltung soll auf die Bedeutung der Welterbestätten hinweisen und sie alljährlich in den Focus der Öffentlichkeit rücken. 

Für Schelklingen war es eine besondere Ehre, dass die Eröffnungsveranstaltung für die Landkreise Alb-Donau und Heidenheim am Hohle Fels stattfand. Nach entsprechender Ankündigung im Stadtboten waren neben den offiziellen Gästen eine Ganze Reihe Schelklinger, sowie Presse und Rundfunk am Hohle Fels erschienen. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Landrat Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis). Es folgten Grußworte von Staatssekretärin Katrin Schütz, Bürgermeisterin Iris Mann (Stadt Ulm), dem stellvertretenden Landrat Peter Polta (Kreis Heidenheim) und Prof. Dr. Claus Wolf vom Landesamt für Denkmalpflege. Alle hoben die Bedeutung des Welterbes hervor und lobten die Arbeit der Ehrenamtlichen für das Welterbe. Wer allerdings konkrete Aussagen zur Präsentation der Welterbestätte Hohle Fels erwartet hatte, wurde enttäuscht. Nach etwa einer Stunde konnte Conny Meister vom Landesamt für Denkmalpflege die Höhle für die Fachführungen freigeben an denen im Laufe des Tages zahlreiche Besucher teilnahmen. Zwischen Hohle Fels, Geißenklösterle und Urgeschichtlichem Museum war ein Shuttle-Service eingerichtet worden, der an diesem schönen Junisonntag bis 17 Uhr Gäste zwischen Schelklingen und Blaubeuren transportierte.

Dass mit der Präsentation der Welterbestätte Hohle Fels noch lange nicht alles zum Besten steht, konnte Gäste wie Offizielle den Plakaten entnehmen, welche die Zufahrt zum Parkplatz Hohle Fels säumten. Nachdrücklich wurde an den Wunsch Schelklingens erinnert, das geplante Info-Zentrum in Angriff zu nehmen und die Zufahrt von der B 492 durch eine Linksabbiegespur aus Richtung Blaubeuren sicher zu machen.