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Geotope um Schelklingen

Was ist ein Geotop?

Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) definiert den Begriff so: Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie besondere Landschaftsteile. 

Dabei können die Aufschlüsse natürlich entstanden oder vom Menschen angelegt worden sein. Das LGRB erfasst die Geotope in einem landesweiten Geotop-Kataster, welches mittlerweile über 5000 Geotope allein in Baden-Württemberg umfasst.

Im Alb-Donau-Kreis gibt es 92 geschützte und 54 als schützenswert eingestufte Geotope. Davon liegen eine ganze Reihe auf oder in unmittelbarer Umgebung der Gemarkung der Gesamtstadt Schelklingen.

Sie bieten geologisch Interessierten Einblicke in die Erdgeschichte und sollen hier vorgestellt werden.

 

Quellen, Hülen, Gewässer

 

Aach-Quelle, Aachtopf 

48° 22′ 37″ N, 9° 43′ 1″ O, 535 m NN

Die Schelklinger Aach* entspringt im Urspringtal westlich von Schelklingen. Sie ist der Oberlauf der Blau, in die sie in Blaubeuren mündet. Diese Aach-Quelle ist eine Karstquelle mit einer mittleren Schüttung von 440 l/s. Eine Wehranlage staut die Quelle zu einem Quelltopf auf. Ab etwa 1820 trieb das aufgestaute Wasser das Mühlrad der "Dreikönigsmühle" an, später dann eine Turbine zur Wasser- und Stromversorgung von Schelklingen. Heute dient das ehemalige Mühlen-/Betriebsgebäude als Außenwohngruppe der benachbarten Urspring-Schule.

Das Urspringtal ist Teil des Urdonau-Tales von Ehingen über Schelklingen, Blaubeuren nach Ulm. Bis zum Höhepunkt der Riss-Kaltzeit durchfloss die Donau dieses Tal. Dabei grub sie sich in der Talschlinge um den Lützelberg (lokal "Herz-Jesu-Berg") besonders weit nach Nordwesten in die Kalke des Oberjura ein. Die Entwässerung des angrenzenden verkarsteten Gebirges orientierte sich auf diese Talschlinge und führte zum Austritt starker Karstquellen, Aach- und Urspring-Quelle. Das Wasser fließt diesen Quellen aus 10 - 13 km Entfernung aus Nordwesten bis aus dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen zu. Es tritt am sandigen Grund des Quelltopfes an mehreren Stellen aus der Talfüllung aus.

* Ach oder Aach? Für Schelklinger ist der Fall klar: "Aach". Der Name des Flüsschens wird lang gesprochen, nicht nur im Dialekt. Aus kartografischen Gründen wird er aber 'Ach' geschrieben.

 

 

Urspring-Quelle, Urspringtopf

48° 22′ 53″ N, 9° 43′ 5″ O, 537 m NN

Die Urspring-Quelle entspringt in der Anlage des ehemaligen Klosters Urspring. Dieses Kloster wurde 1127 erstmals urkundlich erwähnt und 1806 säkularisiert. Die Quelle stellte die Wasserversorgung sicher und trieb die Klostermühle an. Mit einer mittleren Schüttung von 500 l/s ist sie die stärkere der beiden Karstquellen im Urspringtal. Heute dient ihre Wasserkraft zur Stromerzeugung. Das Flüsschen Urspring mündet nach etwa einem halben Kilometer in die Aach. Sein sauberes Wasser versorgt eine große Fischzuchtanlage zwischen Urspring und Aach.

Im Gegensatz zur Aach-Quelle hat der Urspringtopf einen Grund von Blöcken aus Jurakalk mit einem großen und etlichen kleineren Quelltrichtern. Trotz des nahen Steilhanges ist im großen Quelltrichter keine Quellhöhle erschließbar. Offenbar reicht die Kraft der Quelle nicht, einen solchen Zugang freizuräumen, wie bei Blautopf in Blaubeuren.

 

 

Mettenbrünnele

48° 22′ 24″ N, 9° 43′ 19″ O, 534 m NN

In einer Quellmulde am Rand des Aachtales entspringt diese kleine Karstquelle, die ursprünglich mehrere kleine Quelltrichter hatte. Erstmals erwähnt wird diese Quelle 1475 als "Mötterbrunnen", 1502 als "Mettenbriele". Der Name leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab und bedeutet nach ROTHENBACHER "eine Quelle  im Sumpfland". Ihr Wasser wurde ursprünglich über eine Saugleitung zur Bewässerung einer südöstlich am Hang gelegenen Baumschule verwendet. Auch eine Verwendung für die öffentliche Wasserversorgung wurde im Schelklinger Gemeinderat diskutiert, wegen der stark schwankenden Wasserführung aber wieder verworfen.

Kleine Quellen, wie das Mettenbrünnele, gab es auf der Gemarkung Schelklingen eine ganze Reihe. Viele von ihnen wurden in den letzten Jahren bei Bauvorhaben oder Geländeeingriffen achtlos verfüllt. Eine riskante Vorgehensweise, denn die Wegsamkeiten im verkarsteten Untergrund sind vorhanden und können bei entsprechendem Niederschlagsverlauf jederzeit wieder aktiviert werden!

 

 

Schmiechursprung

48° 16′ 27″ N, 9° 44′ 26″ O, 623 m NN

Die Schmiech entspringt unmittelbar oberhalb des Weilers Springen, der zum Schelklinger Stadtteil Gundershofen gehört. Hier tritt das Wasser in einer Felsnische aus. Die Schmiechquelle ist eine Karstquelle von Typus "Schichtquelle". Tonhaltige Schichten der Unteren Felsenkalk-Formation (ki2, früher Malm delta) dienen als Stauhorizont. Sie lassen das Wasser an einer Schichtfläche aus einer ca. 1,5 m hohen und an der Basis ebenso breiten Spalte austreteten. Die mittlere Schüttung der Quelle beträgt 280 l/s. Talaufwärts, direkt neben der Quelle, führt eine der alten Wassersteigen auf die Albhochfläche in Richtung Mehrstetten. Auf diesen Wassersteigen wurde vor der Begründung der Albwasserversorgung Trinkwasser mit Ochsenkarren auf die Albhochfläche gebracht und dort in den Dörfern eimerweise teuer verkauft.

Das Flüsschen Schmiech fließt im Oberen Schmiechtal zunächst nach Osten. Im Schelklinger Stadtteil Schmiechen biegt der Lauf nach Süden um und benutzt ab hier das ehemalige Urdonautal bis Ehingen, wo die Schmiech nach etwa 25 km in die Donau mündet.

 

 

Schwarzer Weiher

48° 22′ 28″ N, 9° 44′ 26″ O, 598 m NN

                    

Der "Schwarze Weiher" ist die zweite starke Karstquelle im Oberen Schmiechtal mit einer durchschnittlichen Schüttung von 250 l /s. Vom ehemaligen Weiher, dem Quelltopf, ist heute nur noch bei sehr starken Wasserführung etwas zu erahnen. Die Quelle wurde für die Albwasserversorgungsgruppe VIII/IX (Schmiechgruppe) gefasst und versorgt das nahegelegene Pumpwerk des Zweckverbandes. Dieser wurde 1869 als erste Versorgungsgruppe, "Albgruppe", der Albwasserversorgung ins Leben gerufen. Vom Pumpwerk Teuringshofen aus (siehe dort) versorgte diese Versorgungsgruppe die Dörfer Justingen, Ingstetten und Hausen o.U. mit Schmiechwasser.

 

Quelle der Sondernach

 48°22'0.33"N,  9°37'2.68"E, 599 m NN

Die 'Sondernach' oder 'Sunternach' entspringt am westlichen Ortsrand von Sondernach auf Privatgelände. Die eigentliche Quellmulde in einer großen Streuobstwiese ist häufig trocken. Unterhalb der Böschung der 'Schulstraße' sprudeln zwei weitere Quellen. Das Einzugsgebiet der Quellen erstreckt sich nach Westen unter die Mehrstetter Berghalbinsel.

 

 

Hungerbrunnen Sondernach

48°21'55.95"N,  9°36'58.23"E, 602 m NN

Eine flache Senke im "Schandental", direkt neben der Schmiechtalbahn am westlichen Ortsrand von Sondernach, ist ein sogenannter "Hungerbrunnen". Darunter versteht man Quellen, die nur in nassen Jahren und nach langen, schneereichen Wintern Wasser führen. Niederschlagsreiche Jahre waren früher oft mit Missernten und Hungersnöten verbunden. Deshalb sahen die Menschen das Fließen dieser temporären Quellaustritte als schlechtes Ohmen und gaben den Quellen den Namen "Hungerbrunnen". Der bekannteste ist der im Hungerbrunnental bei Altheim / Alb.

Talaufwärts gibt es im "Schandental" noch zwei weitere Hungerbrunnen, die auch auf der geologischen Karte eingezeichnet sind. Sie zeigen, dass das heutige Trockental noch nicht so tiefgreifend verkarstet ist und bei entsprechender Witterung von einem Bach durchflossen würde.

 

 

Weiherquelle, Weiherle-Quelle

48° 22′ 18″ N, 9° 37′ 54″ O, 588 m NN

                                 

Der Weiher beim Kindergarten von Hütten ist nicht die eigentliche Quelle. Diese liegt etwas weiter westlich, eingequetscht zwischen Straße und Wohnbebauung. Ihre Schüttung beträgt im Minimum etwa 15 l / s. Sie wurde bis 1988 für die Wasserversorgung genutzt.

Auf der Berghalbinsel oberhalb der Quelle arbeitete im Mittelalter für einige Jahre ein Bergwerk. Sein Schacht, die "Höllgrube", war ursprünglich eine natürliche Schachthöhle. Alte Erzählungen berichten, dass Spreu, welche früher in den Schacht geschüttet wurde, in einer Quelle am Südrand der Berghalbinsel wieder ausgetreten sei. Damit dürfte die Weiherle-Quelle gemeint gewesen sein.

 

 

Osterhülbe

48° 23' 11" N, 9° 37' 04" O, 738 m NN

Die Osterhülbe liegt östlich von Schelklingen-Justingen, direkt an der L 240 etwa 400 m vor der Ortseinfahrt aus Richtung Schelklingen. Wie auf dem Bild deutlich zu sehen, ist sie von Gehölz umgeben und parkartig angelegt.

Hülen oder Hülben leisteten vor der Begründung der Albwasserversorgung neben Zisternen und den Wassertransporten aus den Tälern einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Vieh (und Mensch) auf der wasserarmen Albhochfläche. Eine Hüle ist eine natürliche oder künstlich geschaffene Geländemulde. Abgedichtet durch eine dicke Tonschicht sammelte sich in ihr das oberflächlich ablaufende Niederschlagswasser von Plätzen und Straßen. Die Qualität des gesammelten Wassers war schlecht  und wird von einem Zeitzeugen als „unrein, stinkend und ekelhaft" beschrieben. Trotzdem war es unverzichtbar. Und so waren Hülen ein Treffpunkt der Dorfbevölkerung, aber auch eine Quelle für Unfälle durch Ertrinken. Als sich der württembergische König Mitte des 19. Jh. auf der Alb über den Wassermangel und seine Folgen informierte, beklagte der Pfarrer von Justingen den Zustand des Wassers in der Hüle mit den Worten „Uns däts schon no, aber das Vieh saufts nemme!" Daraufhin beauftragte der König seine Ingenieure, dem Wassermangel Abhilfe zu schaffen. Justingen bildete 1871 zusammen mit Ingstetten und Hausen o.U. die erste Albwasserversorgungsgruppe. (s. dort) Die große Hüle in der Ortsmitte wurde zugeschüttet und ist heute eine Grünfläche beim Backhaus. Die Osterhülbe ist eine Feldhüle und inzwischen die einzige erhaltene dieser Gattung auf der Gemarkung Schelklingen. Weitere Hülen, die heute noch bekannt sind, gab es in Ingstetten, beim großen und beim kleinen Oberschelklinger Hof, sowie im Gewann 'Wanne' nördlich von Hausen o.U..

 

 

Hüle Muschenwang

48°22'37.15"N,  9°42'4.93"E, 724 m NN

Der Klosterhof Muschenwang, noch heute in seinem ursprünglichen Bestand erhalten, wurde 1586 vom Kloster Urspring bei Schelklingen erbaut. Das Baumaterial wurde vermutlich teilweise durch den Abbruch der Burg Muschenwang gewonnen, die etwa 400 Meter südlich auf einer Felskanzel gestanden hatte. Zu dieser Burg hatte schon zuvor ein Hofgut an dieser Stelle gehört, welches der Versorgung der Burg diente. Am 14. August 1363 wurden Burg und ein Teil der zugehörigen Güter an das Kloster Urspring verkauft.

Natürliche Wasserstellen gibt es im Nahbereich des Klosterhofes nicht. Auch das östlich angrenzende "Sindeltal" ist wasserlos. Also musste für die Versorgung von Mensch und Vieh ein Hüle angelegt werden. Dies geschah vor der Ostmauer des Hofgutes. Das Gelände des Hofgutes fällt zum "Sindeltal" hin ab. Dorthin läuft das Niederschlagswasser zusammen und wird noch heute in einer Vertiefung mit Steineinfassung gesammelt. Seit vielen Jahrzehnten wird diese Hüle nicht mehr gepflegt und verfällt immer mehr.

 

 

Waldengrub

48° 23' 57" N, 9° 43' 38", 724 m NN

Die "Waldengrub" ist ein künstlich angelegter Teich bei der "Waldengrubhütte", etwa 400 m nordwestlich des Hofgutes Oberschelklingen. Ihr Wasser diente zur Versorgung einer forstlichen Baumschule, die bis in die 1960er Jahre vom staatlichen Forstamt hier betrieben wurde.

Als wasserstauender Horizont liegen im Untergrund der Waldengrub dicke Schichten aus Lehm und Ton, die von der Urdonau abgelagert wurden. Selbst in den trockensten Sommern ist hier noch immer etwas Wasser zu finden. In nassen Jahren kann der Wasserstand so ansteigen, dass ein Überlauf zur benachbarten Waldengrub-Doline angelegt wurde (s. dort).

 

Schmiechener See

48°21'1.44"N,  9°44'6.85"E, 533,5 m NN

  Foto: Edgar Sobkowiak

 Der Schmiechener See ist ein periodisches Gewässer in einem weiten, ansonsten trockenen Tal südöstlich von Schmiechen. Der einzige erkennbare Zufluss ist der 'Siegenbach' aus dem 'Siegental'. Seine Wasserführung reicht aber für die gelegentlichen Höchststände des Sees bei Weitem nicht aus. Deshalb vermutete man lange Zeit eine starke Quelle in diesem ca. 50 ha großen Sumpfgebiet und hielt ihn für den frei zu Tage tretenden Karstwasserspiegel (WAGNER, 1929). LILLICH (1962) hatte Zweifel an dieser Annahme und vermutete eine wasserundurchlässige Schicht unter der Sumpffläche. Eine 1984 an der Nordwestecke des Sees niedergebrachte Bohrung bestätigte diese Annahme. Unter dem Sumpfgebiet, aber auch noch darüber hinaus in Richtung Vohenbronnen, befindet sich eine bis über 40 m dicke Schicht aus Seemergel. Diese verhindert, dass Wasser, welches über Niederschläge oder Zufluss in das Seegebiet gelangt, im Untergrund versickern kann. Der Wasserstand des Schmiechener Sees schwankt daher mit dem Gang der Jahresniederschläge. Gelegentlich kann so der Eindruck eines Sees entstehen, wie nachfolgendes Bild aus den 1930er Jahren zeigt.

 Foto: Eugen HANOLD, ca. 1930

Solche Anblicke einer geschlossenen Wasserfläche zeigten sich letztmals bei den Frühjahrshochwassern 1983 und 1988. Auf Grund der gestiegenen Jahresmittelwerte der Temperatur und veränderter Niederschlagsverteilung trocknet das Sumpfgebiet zunehmend aus und verbuscht. Gegen die Verbuschung werden seit einigen Jahren Wasserbüffel mit Erfolg eingesetzt.

1936 wurde der Schmiechener See erstmals durch das Reichsnaturschutzgesetz unter Schutz gestellt. Bis dahin gab es seit dem späten Mittelalter immer wieder Versuche, den Wasserspiegel dauerhaft zu senken. Acker- und Weideland sollte geschaffen und die Überflutungen der angrenzenden Fluren verhindert werden. Besonders ernst für den See wurde die Lage im Dritten Reich. Die Entwässerungsgräben waren bereits gezogen. Doch der Ulmer Geologe und Naturschutzbeauftragte Dr. Ludwig SCHÄFLE konnte eine Trockenlegung verhindern.  Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Schutzbemühungen weitgehend vergessen. Nasse Randwiesen wurden aufgefüllt, ja sogar auf Allmendinger Markung Fischteiche angelegt. Durch die fortwährenden Bemühungen einer kleinen Gruppe junger Naturschützer um Dr. Jochen HÖLZINGER wurde der See 1973 als "Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung" eingestuft und gehört als "Europäisches Vogelschutzgebiet DE-7624-402 Schmiechener See" zum Natura-2000-Netzwerk. Eine Flurneuordnung in der 1980er Jahren arrondierte die Schutzgebietsfläche. Ein Rundweg mit Schautafeln an drei Aussichtspunkten wurde angelegt.

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Der Kampf um's Wasser für Mensch und Vieh prägte über viele Jahrhunderte das Leben der Menschen auf der Alb, so auch in den Schelklinger Teilorten Hausen o. U., Justingen und Ingstetten, sowie im Hofgut Oberschelklingen und dem benachbarten Kleinen Hof. Erst im 19. Jahrhundert war die Technik so weit, dass mit Hilfe von Pumpen Wasser auf die Albhochfläche gefördert werden konnte.

 Im strengen Sinne sind die nun folgenden Örtlichkeiten keine Geotope. Doch spielten sie beim Aufbau einer modernen Wasserversorgung für die Schwäbische Alb eine zentrale Rolle, so dass sie hier unbedingt erwähnt werden müssen.

 

Pumpwerk Teuringshofen

48°22'1.29"N,  9°40'30.20"E, 575 m NN

1866 legte der Ingenieur und Baurat Karl Ehmann dem württembergischen Königlichen Ministerium des Inneren Pläne vor, die Gemeinden auf der Albhochfläche mit sauberem Wasser aus den wasserreichen Tälern zu versorgen. Dabei sollten immer mehrere Gemeinden zu einer Versorgungsgruppe zusammen geschlossen werden. Das Ministerium unterstützte die Pläne, doch in den armen Albgemeinde stißen sie auf große Skepsis und Ablehnung,

Pilotprojekt war die "Erste Albgruppe" bestehend aus den Gemeinden Hausen o.U., Justingen und Ingstetten. Auch hier gab es erbitterte Diskussionen zwischen den Gegnern, den "Trockenen", und den Befürwortern, den "Nassen". Zu den Gegnern zählten nicht zuletzt wohlhabendere Bauern, die mit ihren Zugtieren gutes Geld mit den oft schwierigen Wassertransporten in Fässern über die "Wassersteigen" auf die Hochfläche verdienten. Diesen Transport sollte jetzt ein Pumpwerk übernehmen. Eine natürliche Gefällstufe der Schmiech in Teuringshofen bot sich zur Errichtung eines Pumpwerkes mit einem fast 6 Meter messenden Wasserrad an. Das Gebäude ist heute ein technisches Kulturdenkmal und kann besichtigt werden.

 

 

Hochbehälter "Sandburren", Justingen

48° 23' 05" N, 9° 38' 44" O, 766 m NN

An der Spitze der Befürworter stand der Justinger Tierarzt und Schultheiß Anton Fischer. Sie setzten sich schließlich durch und 1869 stimmten die drei Albgemeinden der Bildung der "Ersten Albgruppe" zu. Im Mai 1870 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. In unglaublich kurzer Zeit entstanden Pumpwerk, Druckleitung, Hochbehälter und Verteilerleitungen, so dass am 18. Februar 1871 unter dem Jubel der Bevölkerung klares Wasser aus den Brunnenröhren in den drei Dörfern floss. Den Mittelpunkt der Wasserversorgung bildete der Hochbehälter auf dem "Sandburren" westlich von Justingen.

Die Albwasserversorgung fand internationale Aufmerksamkeit, so auf der Wiener Weltausstellung 1873 und der Internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege in Brüssel 1876. Bei dieser spielte vor allem der signifikante Rückgang der Sterberaten durch Typhus bei den Menschen und  durch Rindertuberkulose beim Vieh eine Rolle.

 

 

Wasserfassung "Brunnenhau", Oberschelklingen

48°23'53.84"N,  9°44'4.37"E, 690 m NN

Das Hofgut Oberschelklingen wurde ursprünglich durch eine Hüle versorgt, die sich östlich des Haupthauses befand. Die Vorraussetzungen für die Anlage einer Hüle boten auch hier Tone, welche von der Urdonau abgelagert worden waren. Im benachbarten "Häfnerhölzle", aber auch im "Brunnenhau" wurden diese Tone von der Schelklinger Häfnern abgebaut. Dabei dürfte im "Brunnenhau" aufgefallen sein, dass es in den Ton gefüllten Karstwannen ein Wasservorkommen gab.

Wo heute nur noch eine gekieste Fläche, Reste eines Kellers und senkrecht in der Erde steckende Baumstämme zu sehen sind, wurde eine Wasserfassung angelegt und darüber ein Brunnenhaus errichtet. Von hier aus wurde das Hofgut mit sauberem Wasser versorgt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte von Hausen o.U. aus der Anschluss an die Albwasserversorgung. Das Brunnenhaus musste 2020 abgerissen werden, nachdem es von Oberflächen nahen Grundwasserströmungen völlig unterspült worden war.

Der knapp einen Kilometer SE gelegene "Kleine Hof" wurde über eine Zisterne ("Dachbrunnen") und eine Hüle versorgt. Letztere wurde schon vor Jahrzehnten verfüllt.

 

 

Höhlen, Dolinen, Karstwannen

Die Schwäbische Alb ist ein Karstgebirge. Das Wort Karst kommt aus dem Slowenischen (kras), Kroatischen (krš) und Serbischen (крш) und bedeutet „steiniger und unfruchtbarer Boden“. Das dortige Karst-Plateau ist aus kreidezeitlichen Kalken aufgebaut, die von zahlreichen Höhlen durchzogen sind. Die Schwäbische Alb ist ebenfalls ein Kalkplateau, nur dass sie aus noch älteren jurazeitlichen Kalken besteht. Das mit Kohlenstoffdioxid angereicherte Regenwasser, die Kohlensäure, hat über Jahrmillionen hinweg den Kalk chemisch aufgelöst. Risse und Spalten lassen Niederschläge rasch im Untergrund versickern, werden zu Schloten und Schachthöhlen aufgeweitet und gehen schließlich in Horizontalhöhlen über. Sie leiten das Karstwasser meist auf dem kürzesten Weg zum nächsten Vorfluter, wo es als Quelle an der Oberfläche, teilweise aber auch ins Talgrundwasser austritt. Dieser Vorgang der Verkarstung schreitet im Laufe der Zeit von oben nach unten fort und hinterlässt über dem aktuellen Karstwasserspiegel zahlreiche "trockene" Höhlen.

Wie die unterschiedlichen Höhlenformen, so gibt es auch an der Oberfläche typische Karstformen, welche teilweise durch die Vorgänge in der Tiefe hervorgerufen wurden. In der Umgebung von Schelklingen gibt es zahlreiche solcher Karstformen.

 

 

Hohle Fels Schelklingen

48°22'45.72"N,  9°45'14.78"E, 534 m NN

Der Hohle Fels ist die größte bekannte Höhle auf Schelklinger Gemarkung und weit über diese hinaus durch die sensationellen archäologischen Funde bekannt. Eigentlich ist der Name irreführend. Durch den wuchtigen Fels führt nur die ca. 29 Meter lange Eingangshöhle. Die riesige Höhlenhalle mit rund 6.000 Kubikmetern Luftraum liegt im Berghang dahinter. Angelegt ist die Eingangshöhle entlang einer ausgeprägten, annähernd N - S verlaufenden Spalte, die sich auch in der Höhlenhalle durch Deckenkolke abzeichnet. Etwa 30 Meter hinter dem Eingang wird diese Spalte durch eine rechtwinklig dazu verlaufende Querstörung geschnitten. An der Kreuzung der beiden Spalten begann die Entwicklung der großen Halle. Durch fortgesetzte chemische Lösung, mechanische Abtragung durch fließendes Wasser, Verbruch der Decke durch Bergdruck, sowie Frostbruch während der Kaltzeiten entstand dieser große Hohlraum. Heute fließt durch die Höhle kein Höhlenbach mehr. Bis zur Auffüllung des Festplatzes vor der Höhle trat aber in dieser Wiese in exakter Fortsetzung der Eingangshöhle eine kräftige Quelle aus, die auf eine noch immer vorhandene Wasserführung in der Höhle schließen lässt. Sein Boden ist mit dicken Sedimentschichten verfüllt, die etwa in der Eingangshöhle 2/3 des Höhlengangs ausfüllen. In ihnen wurden und werden zahlreiche Funde aus den letzten 65.000 Jahren geborgen. Näheres dazu finden Sie hier.

Höhlen, wie der Hohle Fels, die nach innen ansteigen, werden auch als "Backofenhöhlen" bezeichnet. Vor allem im Sommer fließt kalte Luft entlang des Bodens aus der Höhle, während warme Luft entlang der Decke einströmt. Bei seiner Größe hat der Hohle Fels ein ausgeprägtes Höhlenklima. Mit etwas Glück kann nicht nur deutlicher Dunst, sondern sogar "Höhlennebel" beobachtet werden.

 

Sirgenstein - Höhle (Blaubeuren)

48°23′13″ N, 9°45′40″ O, 560 m NN

Talabwärts schräg gegenüber des Hohle Fels ragt der Sirgenstein (Sigrinenstein von Sieggrün = Immergrün) aus dem Hangwald empor. An seinem Fuß öffnet sich die Sirgenstein-Höhle. Sie ist 42 m lang und hat in ihrem Verlauf zwei Hallen, von denen die vordere etwa 10 m, die hintere etwa 6 m hoch ist. Die Höhle hat den Charakter einer ehemaligen Flusshöhle mit schönen Deckenkolken. Sie ist entlang einer hangparallelen Spalte angelegt und endet in einem Versturz. Von der hinteren Halle führen zwei Schächte nach oben, durch die etwas Tageslicht eindringen kann.

Etwas unterhalb des Eingangs am Fußpfad zur Bundesstraße in einem kleineren Felsen befindet sich der Sirgenstein-Keller, eine kleine Höhle mit einer zweiten Öffnung. Zu dieser führen in den Fels gehauene Treppen hinauf. Dies ist nur ein Zeichen dafür, dass der Sirgenstein im Mittelalter von einem Burgstall gekrönt war. Um diesen zu schützen, wurde zwischen Fels und Talhang ein Graben ausgebrochen.

                        Ausguck aus dem Sirgenstein-Keller

Der Sirgenstein-Keller ist nicht der einzige Hinweis darauf, dass die Sirgenstein-Höhle zu einem (einst) größeren Höhlensystem gehört, von dem Teile im Berghang liegen. Mitglieder des Höhlenvereins Blaubeuren erforschten an der Hangkante oberhalb des Felsens die Sirgenstein-Spalte und die Sirgenstein-Doline, ohne jedoch bislang eine Verbindung zum Höhlensystem herstellen zu können. Durch Anklicken der Namen erhalten Sie nähere Informationen.

Eine der ältesten Höhlenbeschreibungen des Landes, verfasst 1488 in der "Historia Suevorum" des Mönchs Felix Fabri, befasst sich mit dem Sirgenstein. In jüngerer Zeit, genau 1906, grub R. R. Schmidt die Sirgenstein-Höhle aus. Sie gehört seitdem zu den für die Altsteinzeit-Forschung bedeutendsten Höhlen.

Hinweis: Das gesamte Sirgenstein-Massiv ist ein geschütztes Geotop und Biotop. Es ist daher nicht erlaubt, sich außerhalb der Wege zu bewegen oder den Felsen zu besteigen.

 

Bärentalhöhle

48°22'33.98"N,  9°38'12.60"E, 655 m NN

Das untere "Bärental" bei Schelklingen-Hütten ist eine wild - romantische Schlucht. Unweit ihres unteren Endes war seit langem eine kurze, kaum begehbare Höhle bekannt. 1931 untersuchte der Tübinger Urgeschichtler Gustav RIEK diese Höhle und räumte sie bei seiner Grabung so weit aus, dass sie auf 28 m Länge begangen werden konnte.

Ab 1986 suchten Höhlenforscher, Mitglieder der ArGe Grabenstetten, auf Anregung von Petra und Markus BOLDT nach einer Fortsetzung des kurzen Höhlenganges, die sie nach Freilegung eines Druckkolkes auch fanden. Nach etwa 7 m Grabung gelangten die Höhlenforscher in eine lufterfüllte Kammer. Von hier aus konnten die ersten 300 m eines horizontalen Höhlenganges dokumentiert werden.

Ab 2002 fanden jährlich Grabungskampagnen statt, die Meter um Meter an Höhlengängen freilegten. Ende 2008 übernahm der Höhlenverein Blaubeuren die Erforschung der weiteren Höhle in Eigenregie. Inzwischen sind Höhlengänge auf einer Länge von deutlich über 400 m freigelegt und erforscht, ein Ende nicht abzusehen. Die Erforschung ist sehr aufwändig, weil vermutlich in der letzten Kaltzeit (Würm-Kaltzeit, 115.000  - 10.000 Jahre vor heute) die Höhlengänge mit Sedimenten verfüllt wurden, die streckenweise ein Vorankommen sehr erschweren.

Auffallendste Gangform in der Höhle ist das Druckröhrenprofil, welches sich auf ganzer Länge durch die Höhle zieht. Wenn sich der Höhlenbach, der für diese Druckröhre verantwortlich war, im Lauf langer Zeit in den Höhlenboden gräbt, entsteht ein 'Schlüssellochprofil', wie es auch am Höhleneingang zu sehen ist.

Hinweis: Die Bärentalhöhle ist nur auf den ersten Metern und nur vom 01. Mai bis 31. Oktober frei begehbar!

 

Hohler Fels, Hütten

48°22'11" N, 9°38'28" O, 600 m NN

 Am südlichen Talrand des Schmiechtales, etwa 10 m oberhalb des Talweges "Hatzenwiese", bei Schelklingen - Hütten öffnet sich das Portal einer kleinen Höhle. Sie ist nur 5 m lang, 4 m breit und 2 m hoch. Für R. R. Schmidt war sie 1906 die erste Grabungsstätte seiner systematischen Erforschung der Höhlen im Schmiech- und Aachtal. Er konnte dort zwei Fundschichten aus dem Magdalénien dokumentieren.

 

Farrenwiesschacht

48°24'41.84"N,  9°40'23.50"E, 728 m NN

 

Im Dezember 2014 brach auf einer Wiese im "Schachengrund" nördlich von Schelklingen-Justingen der Boden unter den Schuhen eines Wanderers ein. Was zunächst wenig spektakulär aussah, entpuppte sich mittlerweile als Zugang zu einer der tiefsten Schachthöhlen der Schwäbischen Alb, aktuell 113 m tief. Auch hier war es der Höhlenverein Blaubeuren, der die Erforschung der Höhle übernahm, anfangs vor allem die tatkräftige Jugendgruppe zusammen mit der Höhlen AG des 'Joachim Hahn Gymnasiums' Blaubeuren.

Inzwischen wurde der Höhleneingang durch eine Betonplatte mit Deckel verschlossen und gesichert. Über den aktuellen Stand der Erforschung informiert der Höhlenverein auf seiner Homepage, auf die Sie durch Anklicken des Namens gelangen.

Hinweis: Diese Schachthöhle ist verschlossen. Wer Interesse an der Höhlenforschung hat, wendet sich an den Höhlenverein Blaubeuren.

 

Schmiechenfelshöhle (Hohler Stein)

48°21'58" N, 9°42'05" O, 590 m NN 

 Westlich von Schmiechen führt ein Forstweg in Serpentinen auf die Höhe der 'Lutherischen Berge'. In der ersten Haarnadelkurve dieses Weges zweigt ein Fußpfad das Schmiechtal aufwärts in die "Winterhalde" ab. Nach wenigen Metern ist der Schmiechenfels oder  Hohle Stein erreicht, in dem sich eine Höhle befindet. Sie ist 10 m lang, dabei 5 m breit und 4 m hoch. Auch diese Höhle wurde von den Jägern und Sammlern der Eiszeit genutzt. So konnte R. R. Schmidt 1906 hier Funde aus dem Spätmagdalénien bergen.

 

Kogelstein

48°21'45" N, 9°43'17" O, 545 m NN

 Der Kogelstein ist geologisch und archäologisch bedeutend.

Geologisch ist er der westliche Ausläufer eines Bergsattels, welcher bis vor etwa 300 000 Jahren den "Schelklinger Berg" im Osten und die "Lutherischen Berge" im Westen verband. Dabei trennte er das Ur-Schmiechtal im Norden und das Ur-Donautal im Süden von einander. Schließlich brach die Schmiech zur Donau durch. Deshalb ist der "Schelklinger Berg" ein sogenannter Durchbruchsberg. So werden isolierte Berge bezeichnet, die von zwei verschiedenen Flüssen aus dem Gebirge heraus modelliert wurden. Beim Durchbruch der Schmiech blieben Reste des Bergsattels stehen. Besonders deutlich wird dies beim "Felsenhäusle", Hauptstraße 4 (zweites Haus von rechts), welches seinen Namen von der Felskuppe hat, auf der es erbaut wurde. Auch die Kirche von Schmiechen steht auf einem Rest dieses Bergsattels.

Bereits vor dem Durchbruch der Schmiech standen Ur-Schmiech und Ur-Donau über Höhlen im Bergsattel in Verbindung. Eine von ihnen war die 'Kogelstein - Höhle' auf der Südseite des 'Kogelsteins'. Sie diente schon im 19. Jh. als Steinbruch und wurde dadurch zerstört. Weitere Zerstörungen am Kogelstein gab es 1869 und 1912 beim Bahnbau. Für den Verlauf der Bahnlinie und begleitende Feldwege wurden Teile des 'Kogelsteins' gesprengt. 1912 entdeckten Rektor KRIEG aus Ehingen und der Arzt HARTUNG aus Schelklingen in einer frei gesprengten Felsspalte Werkzeuge des Neandertales und zahlreiche Reste eiszeitlicher Tiere. Weitere Grabungen 1987 und 1992 erbrachten ein ähnliches Fundspektrum. Bis zur Aufdeckung entsprechender Schichten im Hohle Fels Schelklingen war der 'Kogelstein' die einzige mittelpaläolithische Fundstelle auf der Gemarkung Schelklingen.

 

 

 

 

 


 Die Serie "Geotope" wird fortgesetzt. Lassen Sie sich überraschen